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Angestellt sein als Hochsensible

Dieses Jahr hat mir zum x-ten Mal gezeigt: Angestellt sein ist absolut nichts für mich. 

Denn nach 3 Jahren ohne Angestelltenverhältnis begann ich im März wieder mit einem Teilzeitjob. Ich war richtig motiviert und euphorisch, da ich in der Tätigkeit das machen konnte was mir richtig gut liegt und Spaß macht, mit der gleichzeitigen Sicherheit einer fixen Anstellung.

Tja. Während mir bis zum Schluss der Job an sich super gefallen hat und ich auch wahnsinnig viel über Neurodivergenz im beruflichen Kontext lernen durfte, hat es mir wieder eines gezeigt: Ich bin nicht dafür gemacht, irgendwo angestellt zu sein.

Ich kann nicht sagen, ob es mit der Hochsensibilität an sich zusammenhängt oder ob es eher mit meiner Scanner und High Sensation Seeking Persönlichkeit zu tun hat. Wahrscheinlich der Mix an sich. Ist aber auch eigentlich egal. Für mich habe ich rausgefunden: als Angestellte werde ich nicht glücklich.

Hier die Gründe, wieso es für mich einfach nicht passt:

#1 Fehlende Freiheit

Freiheit ist für mich derzeit (Werte können sich immer wieder verändern) das allerwichtigste. Dazu zählt für mich die Freiheit zu Arbeiten wann, wo, wie und wie viel ich will. Es ist die finanzielle Freiheit. Die Freiheit spontan zu sein und meine Entscheidungen ändern zu dürfen. Ich will heute entscheiden können, dass ich nächste Woche Urlaub mache. Ich will nach meiner Intuition leben können. Nach meinen Bedürfnissen. Und das kann mir ein fixes Arbeitsverhältnis in den meisten Fällen nicht geben. 

#2 Starre Strukturen

Ich war bisher immer in kleinen Unternehmen angestellt. Bis auf eine Ausnahme. Da waren die Strukturen zumindest nicht ganz so starr. Im letzten Job waren aber die Kunden in den meisten Fällen Konzerne. Und dort sind die Strukturen klarerweise recht starr. Alles dauert ewig lange. Sowas macht mich fertig. Es hat mir schon gereicht, mit solchen Firmen zusammenarbeiten zu müssen. Ich bin von Natur aus ungeduldig, will keine ewigen Umwege gehen, sondern zu einem Ergebnis kommen. Wenn ich dann abhängig vom langsamen Arbeiten anderer bin und nichts weitergeht, dreh ich durch. Als Selbständige habe ich das selbst in der Hand und kann das Tempo entscheiden. Das liegt mir viel mehr.

#3 Veraltete Führungsstile

So oft werden Teams von Personen geführt, die keine Führungsqualitäten besitzen. Immer noch schwirrt die Vorstellung durch die Berufswelt, dass Führung Dominanz und Durchsetzung bedeutet. Viele wollen Karriere machen, komme was wolle. Auf soziale Fähigkeiten wie Empathie und Kommunikationsfähigkeit wird nicht geachtet. Für mich sind das allerdings die wichtigsten Fähigkeiten, die eine Führungspersönlichkeit mitbringen sollte. Die Zeiten sind vorbei in denen mit Geschrei und Macht Teams geführt werden. Das bringt uns nicht weiter. Während ich das zu Beginn meiner Berufslaufbahn still-schweigend hingenommen habe, weil ich dachte, das ist normal, reagiere ich mittlerweile allergisch darauf. Bei mir geht sofort ein Warnsignal an, wenn jemand versucht mich auf diese Weise zu „führen“.

#4 Vorgegebene Arbeitszeiten

Montag bis Freitag 8 – 17 Uhr. Horrorvorstellung für mich. Was mich am meisten dabei stört ist, dass ich Zeit absitzen muss, auch wenn es keine Arbeit gibt. Bezahlung nach Stunden. Aber was, wenn ich das selbe Ergebnis in der Hälfte der Zeit schaffe? Warum muss ich dann trotzdem 40 Stunden im Büro sitzen? In meinem ersten Job nach dem Studium war ich bei einem Reiseveranstalter angestellt, der auf Reisen innerhalb von Europa spezialisiert war. Von Frühling bis Herbst war Hochsaison und im Winter war nichts los. Es war also ganz normal in den Wintermonaten am Schreibtisch zu sitzen, Bücher zu lesen und Youtube-Videos zu schauen. Ich habe es gehasst. Der Stress in der Hauptsaison hat mich überhaupt nicht gestört, denn ich hatte was zu tun und die Zeit ist verstrichen. Aber im Winter bin ich vor Langeweile gestorben. Eine Wintersaison habe ich durchgehalten, kurz vor der 2. musste ich kündigen.

#5 Keine Ergebnisse sehen

 Die Bürojobs die ich bisher gemacht habe, hatten den Nachteil, dass ich das Endergebnis meiner Arbeit nicht sehen konnte. Ich habe Reisen geplant, organsiert und vorbereitet, aber die eigentliche Reise der Kund:innen und ihre Freude daran konnte ich nie beobachten. Wenn eine Reise fertig geplant war, kam die nächste dran. Anders war es bei einiges Minijobs oder Praktika, bei denen ich mit der Hand anpacken konnte. Als ich vor 2 Jahren nach all den Vollzeit-Bürojobs bei einem Burgerladen als Lieferantin gearbeitet habe, war es eine richtige Erfrischung das Ergebnis meiner Arbeit zu sehen. Auch wenn es nur das Liefern der Burger zu den Kunden nach Haus war. Ich habe den Burger übergeben, die lächelnden Gesichter der hungrigen Menschen gesehen und damit war meine Aufgabe abgeschlossen. Es war richtig zufriedenstellend für mich. Ähnlich ist es jetzt mit meiner Selbständigkeit. Ich sehe die Erfolge meiner Kund:innen und damit auch das Ergebnis meiner Arbeit. Das liebe ich so daran.

Fazit: Ich habe es lang genug mit Angestelltenjobs probiert und ich komme zu dem Ergebnis, dass es langfristig nichts für mich ist. Selbständigkeit ist nicht weniger anstrengend, wahrscheinlich sogar mehr, aber es erfüllt mich und ermöglicht mir ein Leben, so wie ich es mir vorstelle.

29. Oktober 2024

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